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Schwaben • Deutsche Wurzeln im Komitat Veszprém

Deutschtewel

Geographische Beschreibung

Die Gemeinde Nagytevel/Deutschtewelund ihre Gemarkung erstrecken sich über 14,41km2. Ihre Nachbarorte sind: Adásztevel/Ungarischtewel, Homokbödöge/Wedige, Bakonyjákó/Jaka und Pápa/Papa. Ihr nordwestlicher Teil gehört der Kleinlandschaft Pápáer-Bakonyalja (Pápai-Bakonyalja) an, während ihr größerer, südöstlicher Teil dem Alten-Bakony-Gebirge (Öreg-Bakony) innerhalb der Kleinlandschaftsgruppe des Nord-Bakony-Gebirges (Északi-Bakony) zugeordnet werden kann.

Sowohl die Nord-Süd- als auch die Ost-West-Ausdehnung des Verwaltungsgebietes der Gemeinde beträgt 5,30km. Das Zentrum des Ortes liegt 196m ü.M., der höchste Punkt ist der Alte-Berg (Öreg-hegy)im Alten-Bakony (Öreg-Bakony, 311m ü.M.), der tiefste liegt bei 182m ü.M.

Den Boden bedeckt Löß und degradierter Kies. Darunter liegt im nordwestlichen Teil Lehm aus dem Pliozän, das Innengebiet und seine Umgebung mit einbegriffen, während in südöstlicher Richtung vom Csuszkáti-Hang (Csuszkáti-dűlő) ausgehend bis zum Uzsal Kies aus dem Oligozän zu finden ist. Am südöstlichen Rand des Alten-Berges (Öreg-hegy) tritt Kalkstein aus der Kreidezeit an die Erdoberfläche, er ist auch unter dem Löß anzutreffen. Kleinere Flecken von oligozänen Kies sowie pliozänen Lehm sind ebenfalls auf der Erdoberfläche vorzufinden.

Das Klima in der Gemeinde ist gemäßigt kühl und gemäßigt nass, die mittlere Jahrestemperatur beträgt 9–9,5ºC, der durchschnittliche Niederschlag 750mm. Die Oberflächengewässer der Gemarkung Nagytevel/Deutschtewelsammelt der Pápaer-Bakony-Bach (Pápái-Bakony-ér) sowie der Jári-Bach (Jári-patak). Weiter nordwestlich fließen diese in den Fluss Marcal. Der Pápaer-Bakony-Bach (Pápái-Bakony-ér)speist übrigens zwei Stauseen, die insgesamt 1,5km lang sind und eine Wasseroberfläche von 3,5ha haben.

Den ursprünglichen Baumbestand bildeten zum einen Zerreichen (Quercus cerris), zum anderen der Tatarische Steppen-Ahorn (Acer tartaricum)Gemäß den geographischen Gegebenheiten herrschen im Nordwesten der Ackerbau, im Südosten Weiden- und Forstwirtschaft vor. An den Stauseen wurden großflächig Kiefern (Pinus) gesetzt.

 

 

Die Ortschaft liegt südöstlich von Pápa/Papa zwischen Adásztevel/Ungarischtewel und Homokbödöge/Wedige. Der nächste Bahnhof liegt in Pápa/Papa (8,5km).


Ortsgeschichte

Zur Geschichte des Ortsnamens 
 

            Tevel ist ein alter Personenname, bereits vor 950 trug ein Herzog aus dem Arpaden-Haus diesen Namen. Der von Leibeigenen und Bauern bewohnte Teil des Dorfes wurde ab dem 15. Jh. mit dem Wort „Nagy“ (groß) der von Adligen bewohnte Teil „Kis“ oder Adásztevel genannt.

            Zuerst erschien der Ortsname in der Form von „Tuel“, in einer Zusammenschreibung von Hl. Ladislaus, etwa vor 900 Jahren. Die späteren Versionen des Ortsamens waren in 1240 Villa Tevel, in 1287 Magnum Tevel, in 1436 Nagytevel, in 1666 Pusztatevel, in 1673 Nagy alias Pusztatevel, in 1750 Teutsch Töbel.

 


 
 

Die archäologischen Funde
 

            In der Umgebung von Nagytevel/Deutschtewel in Kúp, Bakonyszücs/Sitsch, Vaszar, Takácsi und auch in Pápa/Papa wurden Funde aus dem Neolithikum entdeckt. In der Gemeinde wurde in 1932 beim Straßenbau ein reicher Fund aus der Bronzezeit gefunden.

            Der Weg in der Römerzeit, der die Siedlungen von Cimbrina (Veszprém/Wesprim) bis Arrabona (Győr/Raab) miteinander verband, führte in der Grenze von Nagytevel/Deutschtewel vorbei. Neben der heutigen Straße, auf dem sog. „Mitter“ wurden römische Münzen, Marmorsteine mit Überschriften, Spindel, Ringe gefunden, die Lage des Gebietes lässt es vermuten, dass sich hier einst eine römische Siedlung befand.

            Nicht ausgeschlossen ist, dass sich Slawen in den letzten Jahrhunderten der Volkswanderung anstelle der römischen Siedlung niederließen. Fakt ist aber, dass die Slawen nach dem fränkisch-awarischen Krieg massenhaft in die Umgebung der Pannon-Slowenen eingesickert waren. Diese Tatsache unterstützt auch, dass die Siedlungen und die Namen der Bäche um Nagytevel/Deutschtewel slawischen Namen tragen.

 
 

Nagytevel/Deutschtewel im Mittelalter
 

            Die Siedlung selber erscheint erst im 10-11. Jh. Ungarn siedeln sich in der Zeit von Tevel, dem Sohn von Tarkacsu, dem Enkelsohn von Árpád, der zweiten Generation der Landnahme im Dorf an. Nach Tevel wurde das Dorf benannt. Die Siedlung wurde später königlicher Besitztum, Géza II. schenkte es der Sankt Moric Abtei von Bakonybél.

            Als neuer Besitzer erschien in den 1300-er Jahren die Zircer Abtei, über ihre Natgyteveler Lehnherren wurde bereits 1392 berichtet. In dem Pfandbrief vom König Miksa an Benedek und Farkas Turi wurde das Gebiet als Besitz der Zircer Abtei beschrieben.

            Die Türken zündeten in den 30-er Jahren des 16. Jh.s das Dorf an, über die Ortschaft wurde während der Türkenherrschaft nicht mehr berichtet, es erhielt den Namen Pusztatevel. Der Zircer Abt verpachtete Tevel in 1614 an die Prädialiten und anderen von Bakonybél, das Besitzerrecht behielt er jedoch für sich.

Die Besitzerrechte des Dorfes blieben bis 1700 ungeklärt, da kaufte der Abt von Heinrichau das Gebiet zurück, darüber berichtete sein Beauftragter Ábrahám Wabrzig folgendermaßen: „Tevel ist ein verlassenes Dorf etwa halber Maile weit von Pápa. Hier stehen noch die Ruinen der Pfarrkirche. Das Dorf verfügt über einen großen Wald, Wiesen, fruchtbare Ackerfelder und einen Bach für die Mühle. Das Dorf gehört zu Zirc.“ Die ersten Ansiedler – schlesischen Handwerker und Bauer- erreichten das Dorf erst 11 Jahre später. Die kleine Gruppe blieb mit denen aus Krajna in Nagytevel (1711) In der ersten Hälfte des 18. Jh.s wurde die Ortschaft der Ausgangspunkt der Zisterzienser, die ihre Besitze neu von hier aus ansiedelten.

 
 

Die Ansiedlung der Deutschen 
 

            Seit dem Mittelalter lebte ein gut bekanntes Bild im Deutschen Reich über Ungarn: es ist ein reiches Land, das Wein, Rinder und Metalle exportierte. Es ist verständlich, dass Ungarn, als an Natur- und Mineralschätzen reiches Land sehr beliebt war. In der Türkenzeit änderte sich dieses Bild.

Die Ungarn, als ein leidendes, heldenhaft kämpfendes Volk, wurden sehr hoch geschätzt. Nach den Türkenverwüstungen starb die Mehrheit des Landes aus, deshalb musste vom Ausland Arbeitskraft erworben werden. Bis zu dieser Zeit verschwand oder flüchtete das mittelalterliche Deutschtum aus dem Land bis auf die Gebiete in Transdanubien und Zips. „Die Ahnen der Ungarndeutschen kamen während des 18. Jh.s in ihre heutige Heimat.“ – lesen wir im Deutschen Nationalitätenmuseum von Tata/Totis.

In dieser Zeit war der Kaiser von Habsburg (auch Kaiser des Deutsch-Römischen Reiches) gleichzeitig auch der König von Ungarn, deshalb erleichterten die deutschen Feldbesitzer die Ansiedlung nach Ungarn. Einige ungarische und weltliche Lehnherren schickten Agenten mit lockenden Angeboten ins Deutsche Reich, damit sie dort Leibeigenen, Handwerker erwerben, die gerne nach Ungarn kommen. Die Lehnherren versprachen vieles: neue Heimat, Felder, einige steuerfreie Jahre und freie Migration. Außerdem wurde ihnen versprochen, dass sie nach den steuerfreien Jahren weniger Last tragen müssen, als die Ungarn.

            Die Tewlaner Siedler kamen meist aus Schlesien, Krajna (Slowenien), aus den südlichen Gebieten des Deutsch-Römischen Reiches: Baden-Württemberg, Bayern und Österreich. Der erste Pfarrer Henrik Schneider begann mit der Führung der Tewlaner Immatrikulation am 18. Oktober 1717. 

            Die Zisterzienserabtei schloss in 1718 mit 23 Leibeigenen mit Grundstück, in 1719 mit 27 Häuslern einen Vertrag, in dem die Rechte und Pflichten der Siedler festgehalten wurden.

Aus der Sicht von Nagytevel / Deutschtewel ist es von großer Bedeutung, dass das Dorf von den Zisterziensern und nicht von den Zichys, Esterházys oder von anderen neubesiedelt wurde. Der Kontakt zwischen den Siedlern und den Lehnherren war wesentlich direkter, familiärer und demokratischer. Der Grund dafür ist auf mehrere Dinge zurückzuführen: die Mitglieder der Zisterzienserorden waren – der Abstammung nach- Nachkommen von einfachen Bauern- und Handwerkerfamilien, wie die Ansiedler.

Der Siegel von Nagytevel/Deutschtewel aus 1727

Sie erlebten das gleiche Schicksal. Es kam oft vor, dass unter ihnen Bekannte oder sogar Leute aus demselben Dorf waren. Sie nahmen das alte Sprichwort gemeinsam auf sich: „Der erste arbeitet sich tot, der zweite leidet Not, der dritte erst hat das Brot” Dieses Form der Zusammengehörigkeit war sonst nirgendwo zu entdecken. 

            Noch etwas Wichtiges muss man im Zusammenhang mit der Ansiedlung erwähnen: die Zisterzienser waren die bewussteren und anspruchsvolleren Träger einer fortgeschrittenen – modernen- Landwirtschaft. Ihre landwirtschaftlichen Fachkenntnisse waren gut bekannt. Laut Franz Seppelt, dem großen Geschichtsschreiber von Schlesien, war Heinichau eine Musterlandwirtschaft, wo das schlesische Volk die Methode des Ackerbaus, vom Wein- Obstanbau und Fischereiwirtschaft erlernen konnte. Sie führten im heutigen Sinne einen Großbetrieb. Jede Abtei richtete sich zur Eigenversorgung ein. Ihre Felder wurden mit Meierwirtschaft bestellt mit Acker, Weisen, Wiesen, Wäldern, Baumschulen, Gärten, Fischteichen und Mühlen. Erst später produzierten sie zum Verkauf, als sie auch schon Überbestand herstellen konnten. 

            In Nagytevel/Deutschtewel vollzog sich eine gut organisierte, bewusste Ansiedlung, das heißt, die Ansiedler wurden zum Zwecke einer erfolgreichen Wirtschaft ausgewählt, dessen Spuren noch nach Jahrhunderten im kulturellen, religiösen und wirtschaftlichen Leben des Dorfes merkbar waren und als Muster und Beispiel für die umliegenden Siedlungen dienten.

 
 

Das Leben und die Wirtschaft im 19. Jh.
 

            Die von Joseph II. in 1785 verordnete Zusammenschreibung bietet konkrete Angaben über die Einwohnerzahl und Zusammensetzung des Dorfes nach der Ansiedlung. Die Einwohnerzahl betrug damals 722 Personen. Die Zusammensetzung des Dorfes sah folgendermaßen aus: 2 Pfarrer, 14 Bürger, 32 Bauern mit Grundstück, 40 bürgerliche-bäuerliche Erbfolger, 89 Häusler, 53 Andere. Außerdem wohnten noch 138 Kinder und 354 Frauen im Dorf, die in diese Kategorien nicht eingestuft wurden.

 

 

Jahr

Einwohnerzahl

1785

722

1829

726

1857

642

1809

790

1890

940

1910

920

1930

935

1941

909

1949

827

1960

706

 

            Die Senkung der Bevölkerungszahl von Zeit zu Zeit ist auf verschiedene Ursachen zurückzuführen. Zwischen 1829 und 1857 tobte z.B. eine Choleraepidemie, wobei diese forderte nicht so viele Opfer in Nagytevel / Deutschtewel wie in den umliegenden Dörfern.

Um die Jahrhundertwende war die Auswanderung in die USA bedeutend. Dazu kam noch die wachsende Sterberate in diesen Jahren wahrscheinlich wegen TBC. Die Sterberate zwischen 1900/1910 lag bei 26 %, zwischen 1921/1930 war sie immer noch 21,5 %. Die Ursachen dazu sind in den ungünstigen Wohnungsbedingungen zu suchen: die Dorfeinwohner lebten in etwa 150 Häusern – da aber das vordere Zimmer nicht als Schlafzimmer gebraucht wurde – in etwa 150 Schlafzimmern. 

 

            In der Revolution und Freiheitskampf von 1848 kämpften auch die Tewlaner „Schwaben“ für die ungarische Heimat, da die meisten Ungarndeutschen fanden hier wirklich eine neue Heimat und betrachteten Ungarn als Heimatland. In dieser Zeit war Pápa / Papa die dichtesten bewohnte Siedlung im Komitat Wesprim, somit war es unvermeidlich, dass der Wind der Revolution auch die Stadt und die Umgebung erreicht. Im Frühling 1848 wurde die genaue Zahl der Nationalgarde zusammengeschrieben. Aus dieser Zusammenschreibung geht es hervor, dass aus Nagytevel/Deutschtewel 50 Personen in der Ugoder 36-er Nationalgarde waren. Noch in demselben Jahr wurden aus dem Dorf weitere 10 als Rekruten einberufen.

            Das Gebiet des Dorfes betrug im Jahre 1857 1560 Katastraljoch. In den 1880-er Jahren wurde von Adásztevel/Ungarischtewel die Pussta Uzsal, in 1910 von Bakonyjákó/Jaka 420 Katastraljoch Nagytevel/Deutschtewel angeschlossen, damit wuchs das Gebiet des Dorfes auf 2497 Katastraljoch. Davon gehörten in 1935 immer noch 588 Katastraljoch (davon 304 Acker) der Zircer Abtei.

 
 

Die Zusammensetzung der Nationalität in Nagytevel / Deutschtewel
 

            Die Änderung der Nationalitätenverhältnisse ist ein interessantes Merkmal des Dorfes. Die folgende Tabelle zeigt die ethnische Aufteilung der Dorfbewohner zwischen 1880 und 1920:

 

Die ethnische Aufteilung des Dorfes 1880-1920
 

 

 

Einwohnerzahl

 

Einwohner

 

Jahr

insg.

Deutsch

Ungarisch

 

 

insg.

%

insg.

%

1880

866

656

75,8

210

24,2

1891

940

777

82,7

163

17,3

1900

871

765

87,9

104

11,9

1910

920

797

86,6

123

13,4

1920

952

250

26,3

701

73,6

1941

909

718

79,1

190

20,9

 

            Es fällt sofort auf, dass das Verhältnis der deutschen Einwohner zwischen 1900 und 1920 von 87,9% auf 26,3 % sank, der ungarischen dagegen wuchs von 11,9% auf 73,6%. Diese Tendenz änderte sich in 1941 noch einmal, als die Deutschen nicht weniger als 79% waren. Die statistischen Daten wurden in 1920 aus politischen Gründen – mit denen der anderen deutschen Siedlungen – gefälscht. (Hutterer 1990:18) In Wirklichkeit blieb Nagytevel/ Deutschtewel immer ein Dorf in Mehrheit von Deutschen bewohnt. In den 1940-er Jahren folgte die nächste Änderung, als die Zahl der Einwohner wegen der Vertreibung sank.

 
 

Vom Ersten Weltkrieg bis zur Vertreibung der Ungarndeutschen
 

            Es blieben nicht viele Dokumente über die Ereignisse des Ersten Weltkrieges, die Nagytevel/Deutschtewel betrafen, erhalten. Dem Weltkrieg fielen 28 Tewlaner Männer zum Opfer, deren Namen auf der Erinnerungstafel an der Kirche verewigt wurden.

            Ab Mitte der 1930-er Jahren erschienen in den ungarndeutschen Dörfern, so auch in Nagytevel / Deutschtewel immer mehr die Agitatoren, die die Ungarndeutschen dazu bewegten, in großer Anzahl in den Volksbund einzutreten.

Tewlaner Soldaten

Ihre Arbeit begannen sie mit dem Verkauf von deutschsprachigen Kalendern, so appellierten sie auf nationale Gefühle. Ihre Tätigkeit erreichte ihre Spitze bei der Volkszählung von 1941, als in vielen ungarndeutschen Ortschaften die Zahl der Ungarndeutschen sprunghaft wuchs.

            Im Amtsbezirk von Pápa/Papa wurde der Volksbund in 1936 zuerst in Nagytevel/Deutschtewel gegründet, die Einwohner spalteten sich auf Volksbundmitglieder und Außerstehenden. Zwischen den zwei Gruppen entstanden große Gegensätze. Das Ziel der Organisation war, die Jugendlichen zu gewinnen, deshalb wohnten sie der politischen und ideologischen Bildung bei. Es wurden sog. Heime ins Leben gerufen, wo sich die Mitglieder auf Deutsch amüsieren konnten.

            Viel stärker wurde die Agitation, als am 19. März 1944 Deutschland unser Land okkupierte und die Zwangsrekrutierung im Sommer 1944 begann. Von Nagytevel /Deutschtewel wurden 30 Männer ins deutsche Heer einberufen. Als sowohl die Volksbundmitglieder und die anderen Söhne einberufen wurden, baten die Gannaer und Tewlaner Eltern um ein Verhör beim Ministerpräsidenten Lakatos, damit er die Einberufung zurückruft. Die Mitglieder der Gesandten waren: Géza Kádi, Notar von Ganna, János Hujber Richter in Ganna und Tewlaner schwäbische Eltern. Der Ministerpräsident konnte nicht helfen, da unser Land sich Deutschland gegenüber verpflichtete. Im Dezember 1944 wurden die Ungarndeutschen aufgerufen, ins Mutterland zurückzukehren. Der Grund dafür war wahrscheinlich, dass Deutschland mit mangelnder Arbeitskraft kämpfte.

            Am Ende des Krieges fielen die meisten Jugendlichen an den Fronten, aber auch viele Alten. Nagytevel /Deutschtewel trauerte um 29 Soldaten.

 
 

Die Vertreibung
 

            Von Nagytevel/Deutschtewel zogen 13 Familien freiwillig weg und 89 Familien wurden zwischen dem Sommer 1946 und Dezember 1948 vertrieben. Auf jene Familien, die bleiben durften, warteten Angst, Gefängnis bzw. Schläge bis zur Ohnmacht im Meierhof.

            Im Dorf wurde die Vertreibung von der Vollstreckungskomitee vollzogen. Die meisten versuchten die Vertreibung zu vermeiden: fälschten für sich Einweisungen ins Krankenhaus. Bedeutende Zahl der Einwohner floh weg, verstreckte sich im Wald, trotzdem wurde die Vertreibung vollzogen. Viele verstarben an Gehirnblutung oder begangen Selbstmord. In 1946 wurden 85, in 1948 4 Familien nach Deutschland vertrieben. An ihre Stelle kamen 56 ungarischen Familien aus den Nachbarsiedlungen, aus Oberungarn bzw. aus dem Komitat Vas/Eisenburg.

 
 

Das Leben nach der Vertreibung
 

            Nach dem Weltkrieg und der Vertreibung verkroch sich das Dorf lange in Passivität. Die Ursache dafür ist bei der Verdrängung der deutschen Identität nach dem verlorenen Krieg zu suchen. Das deutsche Wort war öffentlich verboten, die Eltern brachten wegen Angst vor den Folgen den Kindern die deutsche Mundart nicht bei, sondern wählten die Assimilation.

            Die nach der Vertreibung ins Dorf zurückkehrten oder hier blieben, lebten zerstreut im Dorf, da in ihre Häuser neue Einwohner zogen. Ihr natürlicher Wunsch war, nebeneinander zu wohnen, dieser Wunsch ging aber nie in Erfüllung. Mit der Zeit versuchte jeder sein eigenes Haus oder das Haus der Familie zurückzukaufen, aber meistens wollten die Menschen alles loswerden, was sie an ihre deutsche Identität erinnerte.

            Am Ende der 1950-er Jahre wurde begonnen, wenn in kleiner Anzahl neue Häuser zu bauen und die alten den Ansprüchen der damaligen Zeit ganz umzubauen. Das war bei vielen darauf zurückzuführen, dass sie an das deutsche Aussehen der Häuser ändern wollten. Aus den oben genannten Gründen herrschten zwischen den neuen Siedlern und den alten Einwohnern starke Gegensätze. Die neuen Siedler erkannten bald, dass die Gegebenheiten der Siedlung nicht günstig sind, die Felder nicht besonders fruchtbar sind, es kaum Arbeitsmöglichkeiten gab, und auch von den Ureinwohnern wurden sie nicht akzeptiert. Wer also Möglichkeit hatte, zog nach ein paar Jahren aus dem Dorf. Sie suchten im benachbarten Pápa/Papa oder in Budapest bessere Möglichkeiten, vor allem in der Industrie. Die Gegensätze zwischen den Hiergebliebenen und den Siedlern verminderte sich, wobei in der älteren Generation ist es immer noch zu entdecken. Für die zweite und die dritte Generation ist es nicht mehr charakteristisch. Es wurden immer mehr gemischte Ehen geschlossen.

            Die Einwohner mussten ununterbrochen die Kraft der Natur besiegen. Das Bakony-Bächlein bedeutete sowohl Vorteile aber auch viele Schäden dem Dorf. Die Mühlen wurden mit dem Wasser des Bächleins betrieben, aber es überschwemmte oft das Gebiet. Die letzte, schwere Überschwemmung war am 20. Juli 1959. Das Problem konnte mit dem erbauten Wasserspeicher in 1982 gelöst werden, mit dem das Wasser des Bächleins geregelt wurde.

Die folgenden statistischen Angaben unterstützen die ununterbrochene Entwicklung des Dorfes:

  • Ab 1948 wurde der planmäßige Autobusverkehr nach Pápa/Papa eingeführt. In demselben Jahr wurden die Postfiliale und das Kulturhaus errichtet.
  • 1956 wurde das Dorf mit Stromleitung versehen.
  • In den 1960-er Jahren begann der Bau der Landesstraße.
  • Zwischen 1961-67 wurden die Bibliothek, die Gehsteige und die Dienstwohnung für den Arzt gebaut.
  • In 1971 wurde im Dorf die Arztpraxis erbaut.
  • In 1981 wurde das Leitungswasser ins Dorf eingeführt.
  • 1995 wurde das Erdgassystem ausgebaut.
  • 1996 konnten alle Anspruchsteller an das Festnetztelefonsystem angeschlossen werden.
  • In 2004 wurde auch das Abwassersystem im Dorf ausgebaut, die Siedlung schloss sich an die Abwasserreinigungsanlage in der Nähe von Csór an.

Institutionen

Selbstverwaltung 
 

       1990 wurde die örtliche Selbstverwaltung, vier Jahre später auch die Deutsche Nationalitätenselbstverwaltung gegründet. Der Bürgermeister des Dorfes über zwei Perioden war Benő Kecskeméti, dann folgte Emil Babits, der gleichzeitig seit der Gründung auch der Vorsitzende der Deutschen Selbstverwaltung ist.

       Die Selbstverwaltung ist der Träger des deutschen Nationalitätenkindergartens, seit 2008 funktioniert die behindertengerechte Arztpraxis in der Ortschaft.

       1993 wurde die neue Turnhalle eingeweiht, die den Unterricht der damals noch funktionierenden Schule sicherte.

 



 

Schule
 

       Für die Kinder nach der Ansiedlung war es obligatorisch, in die - von den Zisterziensern organisierte – Schule zu gehen. Da alle Hände in der Familie beim Säen, Ernte und bei wichtigen landwirtschaftlichen Arbeiten gefragt waren, besuchten die Kinder in jenen Zeiten die Schule nicht. Ab der Jahrhundertwende sprachen die „Pfaere” und die „Schojmaste” überhaupt nicht oder nur wenig Deutsch, so war die Unterrichtsprache Ungarisch. Oft erwarben die Kinder erst in der Schule die ungarische Sprache mit nicht wenigen Schwierigkeiten. Die Älteren (in den 1920-er Jahren geboren) erinnern sich, dass ihnen in der Schule Rechnen und Lesen beigebracht wurde. Sie verfügten dazu über zwei Bücher: über ein „Rechnepiechl” und ein „Lesepiechl”. Die Jungen trugen die Ausrüstung, die Schiefertafel mit Lappen und die Brotzeit in blauen Leinentaschen, die Mädchen in Basttaschen in die Schule. In den 1950-er Jahren hatten die Schüler eine Tasche, die ähnlich, wie ein Koffer aussah. Zur Brotzeit nahmen sie Wurst oder Schmalzbrot mit.

 



 

Vereine
 

       Die Madjarisierungsbestrebungen der Kirche wurden mit der staatlichen Madjarisierung ergänzt. Nach dem Ersten Weltkrieg verstärkten sich diese Bestrebungen noch mehr. Die Unterrichtssprache wurde Ungarisch, Deutsch wurde nur in wenigen Stunden unterrichtet, trotzdem bleib die Verkehrssprache der Familie und der Straße Deutsch. Erst in den 1940-er Jahren erhielt das Deutschtum des Dorfes im Rahmen des Volksbundes eine Unterstützung um ihre Sprache und Kultur pflegen zu können.

       Der Ausgang des Zweiten Weltkrieges brachte wieder neue Änderungen mit, die Zusammenstellung der Einwohner änderte sich grundsätzlich, der Staat bestrebte die deutsche Sprache und Kultur zurückzudrängen. Es war verboten öffentlich Deutsch zu reden, wer dagegen verstoß, wurde sogar sanktioniert. Leider führte dieses bei vielen Familien dazu, dass sie sogar zu Hause die deutsche Sprache aufgaben. Die damaligen alten Einwohner sprachen aber überhaupt nicht oder nur sehr schlecht Ungarisch.

       Die Folgen des Identitätsverlustes nach dem Zweiten Weltkrieg sind heute noch zu spüren. Diese widerspiegeln die Daten der Volkszählung aus dem Jahre 2001, 12 % der Einwohner bekannte sich zur deutschen Nationalität, in Wahrheit ist es etwa 45%. (diese Angabe ist geschätzt)

       Die Schule ergriff in 1969 die Initiative zur Wiederbelebung der deutschen Traditionen, Brauchtum und Kultur. In einem Klassenzimmer wurde eine örtliche Ausstellung zum 250-jährigen Jubiläum der Ansiedlung eingerichtet. Damals wurde an die Wand des Bürgermeisteramtes eine Erinnerungstafel enthüllt. Am 20. September hielt dr Gyula Schweighoffer einen Vortrag über die Geschichte des Dorfes. Auch er plante den Umbau der Eisenbarth Mühle zu einem komplexen Heimatmuseum, der aber nicht mehr durchgeführt werden konnte.

       Erst in den 1970-er Jahren wurde ein Gemischtenchor im Dorf aus den älteren Generationen gegründet. Den Chor leitete der damalige Schulmeister ält. Ottó Vadas. Der Chor trug vor allem östlich gesammelte Lieder vor und erreichte an regionalen und landesweiten Wettbewerben schöne Erfolge. Die älteren Chormitglieder wurden mit der Zeit älter oder verstarben, der Chor löste sich 1986 auf.

Tewlana Liederschall” Singkreis

Im November 1994 wurde auf die Initiative von vier Jugendlichen (Rita Waldmann, Anita Waldmann, Ernő Waldmann und Tamás Herber) unter der Leitung von Judit Mayer (Mayer Károlyné) der Singkreis gegründet. Sie nahmen den Namen „Tewlana Liederschall” auf. Durch ihre Erfolge bekamen immer mehr Leute Lust zum Singen, im Januar erweiterte sich die Anzahl des Singkreises, momentan funktionieren sie mit 16 Personen. Das Ziel des Chores ist nicht nur das Singen, sondern auch die Wiederbelebung, Weitergabe des alten Liederschatzes an die jüngere Generation. Die künstlerische Leiterin des Chores ist Frau Judit Mayer, auf Harmonika begleitet József Herber. Auf dem Repertoire des Chores stehen vor allem örtlich gesammelten Lieder, aber sie tragen Lieder auch aus anderen Ortschaften des Bakony-Gebirges und der ungarndeutschen Ortschaften. Die Chormitglieder sammeln selber Lieder von den alten Einwohnern. Eine große Hilfe bei der Sammlung bedeutete dr Gyula Schweighoffer, der über eine wertvolle volkstümliche Liedersammlung verfügte, in der sowohl kirchliche als auch weltliche Lieder aufgezeichnet wurden. Der Chor singt gerne in der örtlichen Mundart, wirkt an deutschsprachigen Messen mit kirchlichen Liedern gerne mit. Sie nehmen gerne an den landesweiten Qualifikationswettbewerben von KÓTA teil, ihre beste Qualifikation ist gold, sie erhielten aber bereits mehrere Auszeichnungen und goldene Qualifikationen. Nicht nur das Singen verbindet die Chormitglieder, sondern auch Freundschaften entstanden, auch die Hochzeiten dürfen nicht ohne den Chor gefeiert werden. Jährlich einmal, als Belohnung für ihre Arbeit machen sie einen Ausflug zu einer bekannten Gegend des Landes.

 
 

Tanzgruppe
 

       Die Tanzgruppe wurde 1997 gegründet, die meisten Tänzer sind gleichzeitig Chormitglieder. Heute stehen 6 Paare auf der Bühne und tanzen die ungarndeutschen Tänze, aber auch die österreichischen und bayerischen Tänze sind ihnen nicht fremd. Sie haben keine live-Musikbegleitung. Die Tanzgruppe funktioniert unter der Leitung von András Obermajer und seiner Frau. Sie proben wöchentlich einmal, Auftritte haben sie meistens mit dem Chor gemeinsam. Für die Nachfolger ist auch gesorgt: unter der Leitung von Frau Edina Herber üben 12 Kinder in der Regenbogen Kindertanzgruppe. Die Auftrittskleider sind originelle Nachahmungen der ehemaligen örtlichen Tracht. Die Frauen trugen lange Blaufärberröcke, weiße Bluse, schwarze Weste und schwarze Schürze. Die Farbe der Männertracht ist schwarz und besteht aus Stiefeln, Hosen, Westen und breiten weißen Hemden. Auf dem Kopf trugen sie einen Hut. Die Tanzgruppenmitglieder spielen im kulturellen Leben des Dorfes eine aktive Rolle: an Ostern veranstalten sie einen Ball, am ersten Augustsonntag ein Dorffest und Nationalitätentreffen. Im Juni singen sie in der Kirchweihmesse.

An den verschieden kulturellen Programmen des Dorfes führt die Tanzgruppe die „tanzenden Füße“ moderne Tänze auf.


Sonnenschein Seniorenverein
 

       Natürlich nicht nur die oben genannten Kulturgruppen, sondern auch der Sonnenschein Seniorenverein verfolgt das Ziel die Traditionen zu bewahren. Der 2001 gegründete Verein – unter der Leitung von Frau Wunn- weidebelebt jährlich im Rahmen des Faschingsnachmittages eine andere Tradition. Sie führten bereits die schwäbische Hochzeit, das Federschleißen, die Kukuruzschleifen oder das Leben in der Weberei auf.

       Die Jugendlichen haben die Möglichkeit in der Jugendbegegnungsstätte zusammenzukommen. Diese bietet auch Unterkunft für den Religionsunterricht. Die Teweler können im Sportverein Sport treiben.

       Das Bild des Dorfes wäre nicht vollständig, wenn die noch auffindbaren Gebrauchsgegenstände im Dorf nicht gesammelt worden wären. Diese wurden in der Heimatstube ausgestellt, wo Einrichtungsgegenstände der Küche und des Wohnzimmers, des Weinbaus, der Tierhaltung betrachtet werden können. Für die größeren landwirtschaftlichen Gegenstände ist ein Freilichtmuseum geplant.


Brauchtum

Siedlungsbild, Straßenstruktur
 

Die Lage der Häuser, das Straßenbild von Nagytevel / Deutschtewel unterscheidet sich von den umliegenden Dörfern. Charakteristisch sind die breite Hauptstraße, die geschlossenen Zaune aus Stein und das Torbild.

Das äußere Erscheinungsbild der Häuser unterscheidet sich jedoch nicht besonders von den Häusern der umliegenden Dörfer.

Die Hauptstraße von Nagytevel/Deutschtewel in den 1960-er Jahren

Nagytevel/ Deutschtewel gilt als Reihendorf, weiße Häuser mit Brandmauern, Strohdach wurden der Reihe nach gebaut und bildeten damit geschlossene Höfe. Die gemeinsamen Höfe waren im Dorf nicht typisch, nur bei zwei Höfen befinden sich zwei Häuser auf einem Grundstück. Wegen den Strohdächern brannte das Haus mehrmals ab, zuletzt gab es in 19111 eine Feuerbrunst.  

Da fast alle Familien aus der Landwirtschaft lebten, zeigten die Pforten keine großen Unterschiede. Unter einem Dach fand man das Wohnhaus, die Kammer, den Stall und den Wagenschuppen. Bei den reicheren Familien wurden mehrere Nebengebauten an das Haus gebaut.

Ein altes Haus in Nagytevel/Deutschtewel in den 1950-er Jahren (Kossuth utca 48.)

Zum Bau wurden Stein bzw. Lehm verwendet. Die Verzierung der Häuser sah man von der Straßenfront: Bauernbarock mit Putzverzierung, 2-3 Lüftungsöffnungen, manchmal mit Nischen für die Stauen oder Gemälde der Heiligen. Charakteristisch waren die kleinen Fenster mit Eisengittern. 

In den Hof kam man durch schön geschnitzelte Tore. Die Häuser von Innen hatten die charakteristische Dreiteilung der Bauernhäuser: vom Flur aus ging man in die Räucherküche, von der Küche befand sich rechts und links je ein Zimmer, bei den ärmeren Häusern ein Zimmer und eine Küche. Später, als die Häuser mit Dachziegeln bedeckt wurden, wurden zu den Fluren sog. Füße wegen der Belastung dazu gebaut, die entweder mit gerader oder gewölbter Form verbunden wurden.

Die Küche hatte keinen Kamin, der Rauch verschwand durch die Tür oder durch die Öffnung in der Decke. Diese wurde praktischerweise zum Räuchern genutzt. Deshalb war die Tür zweigeteilt, man konnte den oberen und den unteren Teil öffnen.

Ein schön geziertes Haus in Nagytevel/Deutschtewel

Der Hauptbalken teilte den Raum mit einem Regal in eine äußere und eine innere Küche. Im äußeren Teil befanden sich ein „Schlisslkorb“, die Wasserbank und der gemauerte Aufgang zum Dach. Im inneren Teil, in der Mitte waren zwei Backöfen, der größere (für 9 Brote) wurde beim Brotbacken, Dürren und Hochzeiten benutzt.

Das Zimmer im Heimatmuseum

Der „Strudel“-Ofen (für 3 Brote) befriedigte die Bedürfnisse der Familie. Links davon war der Kesselraum, wo Wasser erwärmt oder Marmelade gekocht wurde. Neben dem Kesselraum befand sich die Öffnung zum Heizen der sauberen Stube. Neben den Öfen auf die gemauerten Bänke wurden die größeren Gefäße gestellt. In den späteren Jahren verbreitete sich der freie Kamin oder die warme Küche ohne Öfen. 

Die vordere oder saubere Stube wurde nur selten benutzt, hier wurde auch nicht geheizt. Diese wurde nur bei familiären Festen (wie Taufe oder Hochzeit) bzw. als die Nachbarn zum Abendgespräch rüberkamen benutzt2. Neben der Tür stand der grüne Kachelofen, um den man sich versammeln konnte, dann eine gemauerte Bank bis zur Wand, die auch zum Hinlegen geeignet war. Senkrecht befanden sich die Betten mit Tulpenmustern, die auch die finanzielle Lage der Familie wiederspeigelten. Früher hingen über die Betten die Stiefeln, die Festtagsröcke und die gewebten Materialien.

Nagyteveler Hof in den 1960-er Jahren

Auf dem Schublot (Schublade) zwischen den zwei Fenstern standen die kleinen Statuen der Heiligen, darüber ein Spiegel. Dann folgten ein Tisch mit Schublade und eine Sitzecke. Das dritte Fenster des Zimmers – über die Sitzbank - ging zum Flur. In der Ecke hing das Bild der Heiligen Familie. Die herzförmigen Stühle wurden vor den Betten gestellt. Zwischen der Bank und der Tür standen die Schränke mit gemalten Tulpenverzierung, zwischen den Schränken eine schließbare Wand, darunter ein Tulpenkasten, der eine ähnliche Rolle, wie bei den Ungarn spielte: die Mitgift wurde darin aufbewahrt. Interessant ist, dass die Eltern von der Braut, ebenso einen Kasten für ihren Schwiegersohn verfertigen ließen. Neben der Tür hingen der Weihwasserbehälter und der Rosenkranz. Die freien Wandflächen wurden mit etlichen Bildern von Heiligen geschmückt.

Im hinteren Zimmer schlief, kochte und aß man. In beiden Zimmern war gestampfter Lehmboden, der später zum breiten Fußboden gewechselt wurde.

Der Sparherd diente nicht nur zum Kochen, es strahlte auch Wärme. An der hinteren Wand standen die Betten, unter ihnen die ausziehbaren Schubladen mit Rädern, in denen nachts geschlafen wurde (die ganze Familie schlief im hinteren Zimmer). Dann folgte der „kászli“, hier wurden die Speisen aufbewahrt.

Daneben stand die Sitzbank mit dem Tisch, in dessen Schublade das Brot lag. Auch die Stühle waren hier meistens vor den Betten. Dann stand eine Bankbett, die geöffnet als Bett, zusammengeschlossen als Bank funktionierte. Die Einrichtung des hinteren Zimmers war bescheidener.

Dem Wohngebäude folgte eine Kammer – nicht überall -, wo das Lebensmittel und das Getreide aufbewahrt wurden. 

Der Stall war hinter der Kammer, bei den reicheren Familien stand der Stall für die Pferde und Kühe getrennt. Im Wagenschuppen standen ein oder zwei Wagen.

Die Verteilung des Hofes war auch charakteristisch: senkrecht zum Wohnhaus standen die Scheunen, wo meistens nur Heu, Luzerne bzw. Getreide ohne Dreschen gespeichert wurden. Anfangs wurde das Getreide nur im Winter gedroschen und verkauft, als es den besten Preis hatte.

Dem Haus gegenüber stand der Keller, meistens wurde er nur mit Erde bedeckt, aber manche Familien bauten sogar ein Nebengebäude darauf. Neben dem Keller, der Küche gegenüber befand sich die Holzkammer.

Der Hof wurde von dem Hühnerstall – stand senkrecht zum Haus- zweigeteilt. Im hinteren Hof standen – parallel mit dem Haus, der Schweinestall und der Misthaufen. 

 

Der äußere Garten hatte seine bestimmte Einteilung: zuerst kam der Schoberhof mit den Strohhaufen, dann die Obstbäume, Acker und Wiese.

 

Die Anzahl der Wohnhäuser änderte sich zwischen 1869-1949 folgendermaßen: diese Tabelle zeigt, dass die Großfamilie in Nagytevel/ Deutschtewel die soziale Grundeinheit war.
 

Anzahl der Wohnhäuser zwischen 1869–1949

 

 

Wohnhäuser

Jahr

Anzahl

im prozentuellen Vergleich zu 1869

1869

115

100,0

1890

131

113,9

1910

158

137,4

1930

176

153,0

1941

176

153,0

1949

169

146,9

 
 

Sakrale Umgebung

 

Die Religionsangehörigkeit der Einwohner
 

Die Ansiedlung organisierte der Zisterzienserorden im Dorf, das die Religionsangehörigkeit des Dorfes grundsätzlich bestimmte. Ins Dorf durften ausschließlich Katholiken kommen, vor allem warben sie aus der Umgebung des Zisterzienserklosters die Ansiedler, die ebenso gerne kamen, da sie den „Lehnherrn“ bereits kannten. Nach Nagytevel/ Deutschtewel kamen die Ansiedler aus der Umgebung von Lilienfeld und Pornóapáti, aus Österreich, von den Besitzen in der Nähe des Neusiedlersees der Abtei in Heiligenkreuz, aus der Umgebung von Ebrach (Obere Franken) bzw. aus Sittich/ Sticna, aus dem Gebiet der heutigen Slowenien.

 
 

Die Kirche
 

Die ankommenden Ansiedler fanden hier nur die Ruinen der mittelalterlichen St. Katharina Kirche auf einem Waldgebiet (Historia Domus). Die schlesischen Mönche regelten anfangs die kirchlichen und wirtschaftlichen Angelegenheiten des Dorfes aus dem Pápaer Ordenshaus.

In 1720 wurde das Landsgutshaus aufgebaut, wo auch eine kleine Kapelle eingerichtet wurde und auch Gottesdienste gehalten wurden. Aber sie mussten nicht lange warten, bis sie eine Kirche errichten konnten. Schweighoffer (1969/20:4) hielt deren Geschichte fest: „Regnard Gergely, einer, der den Vertrag mit den Teweler unterschrieb, der spätere Abt in Heinrichau in 1724, also 5 Jahre nach der Vertragsschließung, nimmt fünf Pferde als Geschenk dem Heinrichau Mutterabtei. Da er wusste, dass sich die armen Teweler aus eigener Kraft keine Kirche leisten können, galt er in Schlesien als ihr ausgezeichneter Vertreter, da er noch in demselben Jahr mit einer riesengroßen Summe nach Nagytevel/ Deutschtewel zurückkehrte. Mit dieser Summe und mit dem finanziellen Beitrag anderer Mönche konnte die Kirche erbaut werden. Es ist wissenswert, dass die zu Ehren der Heiligen Dreifaltigkeit in 1726 eingeweihte Kirche über die Ruinen der Hl. Katharina Kirche aus der Türkenherrschaft errichtet wurde.“ Laut dem Historia Domus wurden in die neue Kirche die brauchbaren Teile der mittelalterlichen Kirche, z.B. die Teile unter dem Chor eingebaut. Der Hof der Kirche diente bis Ende des 18. Jh.-s als Friedhof. Joseph II. verordnete, dass die Friedhöfe außerhalb der Ortschaften liegen sollen.

Mit dem Bevölkerungszuwachs wurde die Kirche immer enger, deshalb musste sie in der Mitte des 18. Jh.s in die Richtung des Baches, also westlich mit 5 m verlängert werden.

Aus der Kirche umgebaute Kornspeicher in Nagytevel/Deutschtewel, im Besitz des Landsgutes

Mit der Zeit wurde sie auch zu klein, deshalb musste die Abtei einen neuen Platz für die Kirche bestimmen. Die Kirche, die die größte Kirche unter den Kirchen des Bakonywaldes ist, wurde 1775 am Tag von hl. Michael eingeweiht. Die alte Kirche wurde gleichzeitig zum Kornspeicher umgebaut. (Historia Domus) 

Die neue Kirche befindet sich in der Mitte der Hauptstraße, zwischen den Wohnhäusern. Die Baumeister der zwischen 1770 und 1775 errichteten Kirche waren András und Antal Reindl. In den Kirchenhof kommt man durch einen Eisenschmiedetor, an dessen beiden Seiten die Statuen von Hl. Maria und dem schmerzhaften Jesus stehen. Über dem Eingang ist das Wappen der vereinten Abtei von Heinrichau und Zirc. Auf der rechten Seite des Wappens befindet sich ein Kranichvogel, der auf halbem Fuß steht, mit dem anderen Fuß hält er einen Stein. Der Vogel symbolisiert die Wachsamkeit. Das ist das Wappen von Zirc. Auf der linken Seite teilt ein Eisenkreuz das Wappenfeld in 4 Teile, in denen folgende vier Buchstaben zu lesen sind: MORS. Das ist die Abkürzung vom lateinischen Namen der französischen Morimond Abtei.

Die innere Wandbemalung der einschiffigen Kirche wurde von dem Pápaer Ignac Polinger und dem schlesische Bernard Krause fertiggestellt. Der Hauptaltar stellt die Heilige Dreifaltigkeit dar, diesen Namen trägt auch die Kirche. Neben dem Hauptaltar besitzt die Kirche vier Nebenaltäre, drei davon sind die Werke von Bernard Krause:

1.                 der erste stellt Maria mit dem Kleinkind Jesu dar

2.                 der zweite die Statuen von Maria und Bernadette aus Lourdes, die sind keine Barockwerke, kamen Anfang des 20. Jh.s in die Kirche.

3.                 der dritte stellt die 14 helfenden Heiligen dar

4.                 der vierte stellt Hl. Christoph mit dem kleinen Jesus dar.

Die Bänke sind im Rokokostil geschnitzt, die Bemalung der Decke ist klassizistisch. 

Direkt neben der Kirche steht das 1790 gebaute Pfarrhaus, dessen Tor mit den Statuen von Hl. Florian und Sebastian geziert wurde. Die Zimmer des Pfarrhauses hatten einst alle anderen Farben und Einrichtungen, heute ist davon leider nichts mehr zu sehen, alles ist weiß gestrichen.

 

Der Nebenaltar mit Maria aus Lourdes in der Tewlaner Kirche



 

Der Kreuzweg
 

Eine Steinmauer schützt die Kirche, in der Mauer sind die 14 Stationen des Kreuzweges mit dem heiligen Grab ausgebildet. Die Bilder der Stationen wurden in den 1770-er Jahren von Ignác Polinger gemalt, heute stehen sie unter Restaurierung.

 

Eine Station in der Steinmauer um die Kirche

 

 

Kreuze und Statuen
 

Die aus verschiedenen Gründen im Dorf aufgestellten Kreuze stehen als Zeichen für die Religiosität der Einwohner. Heute befinden sich 7 Kreuze in Nagytevel/Deutschtewel:
 

Die Dreifaltigkeitssäule in der Jókai Straße

1.                 in der Ecke der Széchenyi Straße

2.                 Anfang der Kossuth Straße

3.                 vor dem neuen Schulgebäude

4.                 im Dorfzentrum

5.                 in der Jókai Straße, im Garten von József Freiler

6.                 in der Dózsa György Straße

7.                 die Dreifaltigkeitssäule in der Jókai Straße, im Garten von József Császár

Bei den Kreuzen handelt es sich meistens um Gelöbniskreuze, aber unter ihnen stehen auch alte große Kreuze aus dem Friedhof (wie vor der Schule) bzw. die nach Amerika Ausgewanderten ließen auch ein Kreuz aufstellen ( in der Jókai Straße) Ebenfalls aus den Spenden der nach Amerika ausgewanderten Menschen wurde im Jahre 1910 die Dreifaltigkeitssäule errichtet.

An der Grenze des Dorfes wurden drei Kreuze gegen die Naturkatastrophen errichtet:

8.                 auf der Tapolcafőer Straße

9.                 auf dem lten Weinberg ( in Viházi-dűlő)

10.             auf dem Cser Berg (gebrochen)

In der Steinnische über der Quelle, genannt als Ida Brunnen befindet sich die Statue der Jungfrau Maria. Bei dem wiederhergestellten Maria Wallfahrtsort wird jedes Jahr zu Maria Tag eine feierliche Messe gehalten. 

 

Die Statue der Jungfrau Maria in der Steinnische




 

Brauchtum
 

Das Leben der Tewlaner von der Geburt bis zum Tod bestimmten immer schon die religiösen Regeln. Da der erstgeborene Sohn die Wirtschaft erbte, wurden aus den anderen Söhnen Pfarrer oder Lehrer bzw. versuchten sie in „wohlhabenden“ Familien einzuheiraten.

 
 

Brauchtum im Kirchenjahr

 

Feste im Kirchenjahr
 

Die Traditionen und das Brauchtum in den ungarndeutschen Ortschaften – so auch in Nagytevel / Deutschtewel richten sich nach dem Kirchenjahr. Die Pflege und Bewahrung der Traditionen war ein wichtiger Aspekt bei der Identitätsbewahrung. Auch die familiäre und Dorffeste richteten sich nach dem Kirchenjahr. Am Tag von hl. Florian (4. Mai) und hl. Sebastian (20. Januar) wurde z.B. ein Festtag und arbeitsfreier Tag gehalten. Im 20. Jh. wurden am Tag von hl. FlorianSebastian und Wendelin früh heilige Messen gehalten, meistens noch um 9 Uhr, da diese Tage nur halboffizielle örtliche Festtage waren. Wer wollte, feierte diesen Tag oder arbeitete weniger.

Die Fasttage musste man streng einhalten, man aß kein Fleisch und es wurde ohne Schmalz gekocht. Das Dorf hatte zwei Kirmes: am Heiligen Dreifaltigkeits- und am Kathrein-Tag, heute wird nur im Sommer, am Dreifaltigkeitstag Kirmes gefeiert. Es wurde meistens in der Faschingszeit geheiratet.

Im Haus, im vorderen Zimmer wurde eine „heilige Ecke“ eingerichtet.

Die Kirche spielte auch eine Kulturvermittlerrolle, da die wenige Menschen, die lesen konnten, lasen nur die Bibel und das Gebetsbuch.

Die Kirche madjarisierte das Dorf bewusst: anfangs wurden statt vier nur drei deutsche Messen – eine ungarische im Monat gehalten, später zwei deutsche und zwei ungarische, nach dem Zweiten Weltkrieg wurde nur einmal im Monat eine deutschsprachige Messe gehalten.

Es hing immer vom Kantor und dem Pfarrer ab, ob es möglich war in der Kirche Deutsch zu beten oder zu singen. In letzter Zeit erklingen leider nur noch selten deutsche Kirchenlieder, wie z.B. am ersten Samstag im August, am deutschen Nationalitätentag.

 

Tag der hl. Barbara (4. Dezember)

Im Weihnachtsfestkreis spielte der Tag von hl. Barbara eine wichtige Rolle, an dem die Kirschbaumzweige geschnitten wurden. Wenn die Zweige bis zum 24. Dezember Blüten brachten, bedeutete das für die Familie Glück und reiche Ernte.

 

Nikolaus-Tag, Niklo (6. Dezember)

In der Früh am 6. Dezember kam der Nikolaus. Die Kinder legten die geputzten Schuhe vor die Tür, der Nikolaus versteckte in ihnen Geschenke, Nüsse, Äpfel und Zucker. In der Adventszeit wurden um 6 Uhr die sog. Roratemessen, die Adventslitanei gehalten.

 

Maria Empfängnis (8. Dezember)

An diesem Tag verrichteten die Einwohner keine Arbeit, der Tag galt als wichtiger Feiertag, die Einwohner nahmen am feierlichen Gottesdienst teil.

 

Luzia Tag (13. Dezember)

Am 13. Dezember , am Luzia Tag war es nicht erlaubt zu nähen oder stricken oder häkeln, damit wurde nämlich symbolisch der Hinterteil der Hühner zugenäht. Luzia galt als Schutzpatronin der Hühner, die sie vor den Krankheiten schützt. Wenn an diesem Tag zum ersten Mal ein männlicher Besuch kam, legten die Hühner vermutlich mehr Eier. Die Türen und Tore wurden abgehängt und versteckt, damit der Besitzer diese suchen muss. Der Wagen wurde auf dem Dach zusammengestellt. Die Frauen pflanzten am diesen Tag Weizen. An Weihnachten wurde es dann gerade geschnitten, in die Mitte ein Glas mit einer angezündeten Kerze gestellt. An Dreikönigstag bekamen die Hühner die Weizen.

 

Thomas – Tag (21. Dezember)

Am Abend wollten die Mädchen ihren Zukünftigen erfahren und sprachen Folgendes: „Heilichi Tamási, i piti, lasz mie mei Liepszten erscheine!” Heiliger Thomas, ich bitte dich, lass mir meinen Liebsten erschienen!

Eine andre Vorhersage war mit dem Zwiebel verknüpft: aus einem Zwiebel wurden 12 Teile genommen, diese symbolisierten die 12 Monate. In jeden Teil wurde Salz getan und in dem (Monat) der Salz verschmolz, sollte regnerisch werden. „ta kriegn án Regn” (Da kriegen wir einen Regen)

 

Die Herbergesuche (15-26. Dezember)

Ab dem 15. Dezember über 9 Tage dauerte die Herbergesuche, die betenden Frauen suchten mit dem Bild oder der Statue der heiligen Familie jeden Abend eine andere Familie auf, dort legten sie das Bild auf einen Tisch, sie setzten sich um den Tisch, zündeten eine Kerze an und beteten. Am nächsten Tag trugen sie das heilige Bild weiter zur nächsten Familie. Dieser Brauch lebt immer noch im Dorf.

 

Weihnachten (24. Dezember)

Am Nachmittag, als es langsam dunkel wurde, versammelten sich die Kinder und klingelten durch das Dorf. In den 1920-30-er Jahren gab es bei vielen Jagdgewehre oder Pistolen, mit denen wurde auf den Straßen geschossen. Die Hirten schlugen mit der Peitsche und blasen Horn. Die Jugend sang Weihnachtslieder. Bis zur Christmette wurde alles schön still, zum Anfang ertönten die bekannten Weihnachtslieder (Stille Nacht, heilige Nacht… , Steht auf geschwind..) Zu Hause wurden die Weihnachtsbäume aufgestellt oder von der Decke runtergehängt, der Baum wurde mit Nüssen, Äpfeln und Salonzuckerln geschmückt. Wer keinen Tannenbaum besorgen konnte, schmückte Wacholder. Die Kinder spielten „Christkindl“, das man an der Christmette treffen konnte. Am nächsten Tag in der Messe ertönten schon die ungarischen Weihnachtslieder.

 

Tag der unschuldigen Kinder (28. Dezember)

Der Tag der unschuldigen Kinder war der Tag, an dem man die Mädchen mit der Rute schlug, damit sie gesund bleiben.

 

Silvester (31. Dezember)

Am Silvester wurde keine Hühnersuppe gegessen, damit sie das Glück nicht auseinandergraben. Die Linsensuppe symbolisierte dagegen Reichtum.

 

Neujahr (1. Januar)

In der Früh am Neujahrstag sangen die Jungen den Mädchen oder ihren Liebsten ein Neujahrslied, so erfuhren sie die Mädchen wer ihr Zukünftiger wird.

 

Dreikönigstag (6. Januar)

Am Dreikönigstag „Heilign trei Kenigstag” wurde das Wasser am Anfang der Messe geweiht, mit dem frischen Weihwasser wurden die Gläubigen gesegnet. Am Dreikönigstag endete die Weihnachtszeit und die Faschingszeit begann. Mit lauter Musik und Tanz vertrieben sie die bösen Wintergeister.

 

Aschermittwoch (6. Januar)

Am Aschermittwoch malte der Pfarrer mit Asche ein Kreuz an die Stirn der Gläubigen.

 

Heilige Blasius (3. Februar)

Der Blasiussegen schützte vor Mandelkrankheiten und Rachenbräune.

Dann folgte die Fastenzeit, in der man weder feiern noch Fleisch essen durfte. Abends betete man Rosenkranz, nach dem Glockenläuten am Abend verließ man nicht mehr das Haus, das brachte nämlich Unglück. Zum Kochen wurde kein Schmalz verwendet, nur mit zu Hause gepressten Kürbiskernöl durfte man die Speisen zubereiten.

 

Palmsonntag (Beginn der Karwoche)

Am Palmsonntag „Pajlingszuntach” wurden Kätzchenzweige geweiht, die dann auf das Grab der Verstorbenen gelegt wurden.

 

Gründonnerstag

Die Prozession zog durch das ganze Dorf, die Glocken verstummten, oder wie es gesagt wurde, sind nach Rom geflogen. Die Kinder ratschten bis Karsamstag in der Früh um 5, zu Mittag und am Abend. In der Karwochegingen zwei Männer mit einer Esel durch das Dorf, der eine saß darauf, der andere lief daneben und sangen: Tea Luthe Martin unt seine Frau Kal in Feschpe singe”.

 

Karfreitag

Am Karfreitag gingen die Dorfeinwohner zum Heiligen Grab in der Kirche, beteten dort, küssten den Leib von Christi, das nannte man „Herrgottpuszln

 

Karsamstag

Am Abend wurde das Feuer geweiht, dann gab es eine Prozession in der Kirche. Der Pfarrer ging unter einem Baldachin, ihm folgten die Gläubigen.

 

Ostersonntag

In der Früh segnete der Pfarrer die in die Kirche gebrachten Speisen: Eier, Schinken, Brot, Salz und Meerrettich. Die gesegneten Speisen wurden zu Hause so aufgeteilt, dass ein jeder davon bekam. Nicht einmal ein Brösel durfte man wegwerfen. Die Familie nahm am Vormittag an der Festmesse teil. Die Hausfrauen buken runde Brote. Gegen 3 Uhr in der Früh liefen die Frauen gemeinsam singend und betend durch das Dorf. Am Ende des Dorfes erreichten sie die Mühle in der Arda-Pussta, wo sie aus dem Séd-Bach Wasser nahmen.

An Ostern musste man schön sein, deshalb wusch man sich in dem frischen Wasser des Baches und auch die Kleidungsstücke wurden damit gewaschen. Dieses Wasser nannte man auch goldenes Wasser

 

Ostermontag 

Als Erinnerung an den Einzug von Jesus von Jerusalem nach Emmaus, wurde im Dorf das Emmausgehen veranstaltet: die Frauen gingen in der Früh am Montag zum Maria Wallfahrtsort, suchten den Körper von Christi und kamen beim Sonnenaufgang zurück.

 

Die Heilquelle von Nagytevel/Deutschtewel



 

Pfingsten

An Pfingsten verlief in der Kirche die Messe, wie an den Festtagen. Am Pfingstmontag fand die sog. Kreuzküssen statt, die Frauen gingen am Nachmittag zuerst zur Litanei (um halb 2), die Vorbeterin betete auf Deutsch, bis der Pfarrer kam, dann wurde die Zeremonie auf Ungarisch fortgesetzt.

Zu Ehren der Schutzpatronin der ersten Kirche wurde eine Kirchweih am 25. November, am Kathrein – Tag auch noch in den 1970-er Jahren gefeiert. Die neue Kirche wurde zu Ehren der Dreifaltigkeit geweiht, so war/ ist der Kirmes eine Woche nach Pfingsten.

 

Fronleichnam (3 Wochen nach Pfingsten)

An Fronleichnam bauten die Häuser, die in der Nähe der Kirche lagen in die vier Himmelsrichtungen vier Altäre auf, die mit Blumen und Kerzen, Bildern bzw. Kreuz geziert wurden. Der Pfarrer kam mit den Ministranten und den Gläubigen zu den Altären, bei denen sie beteten. Die Route der Prozession wurde mit grünen Zweigen markiert.

 

Gegen Fluch wurde Glut ins Wasser geworfen, während dessen wurde ein Vater unser gesprochen. Wenn der Glut in die Tiefe des Wassers stieg, war derjenige verfluchen und „verschrien kvést”.

 
 

Tracht
 

Die Menschen im Dorf verfügten über nicht viele Kleidungsstücke, sie richteten sich nach dem Geschlecht, dem Alter, der Jahreszeit, was sehr praktisch war. Bei der Tracht können wir nicht detailliert die Festtagstracht, die Alltagstracht beschreiben, deshalb versuchen wir eine umfassende Beschreibung zu geben.

 
 

Männertracht
 

Das Hemd bzw. die Hose der Teweler wurde aus Leinen gefertigt. Bei dem weißen Festtagshemd wurde ein kleiner Kragen angenäht und es wurde bis zum Kragen zugeknöpft getragen, der Knopf am Kragen drückte das Hemd fest an den Hals.

Als Verzierung wurde ein Monogramm vorne an das Hemd, an die Brust angebracht. Das archaische weiße Hemd war am Kragen leicht gefaltet, an Festtagen wurde dazu ein Schal aus bunter Seide getragen.

Die schwarze Hose war im Allgemeinen eng und ging bis unter dem Knie, so wie die Ansiedler aus den österreichischen Gebieten mitbrachten.

Dazu trugen die Männer handgestrickte an der Sohle mit Leinen gestärkte Socken. Später verbreitete sich die sog. „Tielhosn“, eine lange schwarze Hose, die sich unten am Fuß enger wurde. Dazu zogen die Tewlaner schwarze Stiefel aus Schafsleder. Zum Taschenteil wurde eine Schnur angebracht.

Bei der Sommerkleidung passten sie sich wegen der Hitze an die Ungarn an, sie zogen die sog. „Gatjehose“ aus Leinen an, die wesentlich dünner und leichter war.

Im Winter dienten schwarze Mäntel, sog. „Rekl“ gegen die Kälte, aber eine Weste, „Laibl“ zogen die Tewlaner bereits an den kühlen Sommerabenden an.

Ein jeder Bauer besaß eine einfarbige Schürze aus Blaufärberstoff. Unerlässlich war der Hut, der anfangs dreieckig (auch archaisch), in den 1920-er Jahren bereits der zylinderförmige runde Hut mit breiter Kante, an die ein schwarzer Band angenäht wurde beliebt war.

 
 

Frauentracht 

Bei den Frauen ist im Vergleich zu der Männertracht eine Vielfarbigkeit zu beobachten. Das „Frauenhemed“ war aus weißem Leinen oder Wolle. Dieses Kleidungsstück war das weiße Leinenhemd, mit rundem Kragenausschnitt und Ärmel bis zum Ellenbogen. Das lange „Frauenhemed“ zogen sie nicht einmal in der Nacht aus, es diente auch als Nachthemd.

Über das „Frauenhemed“ zogen sie „Leiwekiel”, dann die farbige „Leib”, und die Unterröcke, „Untakiel”, in Nagytevel/ Deutschtewel sogar bis zur vier Stück.

Der weiße „Leiwekiel” war sehr eng, am Kragen mit einem V-Ausschnitt, bei den jungen Frauen zwickten sie unter der Brust den Stoff ein (sog. „Sammel“) um die Brüste zu betonen.

Am Kragen zogen sie mit dem „Kreisli” zusammen, so entstanden Falten am Kleidungsstück. Über die weißen Kleidungsstücke trugen sie den sog. „Owekiel” aus Blaufärberstoff. Beim Nähen wurde dazu oft sogar 12 m Material verwendet (je nach dem Reichtum der Familie). Dieses Kleidungsstück ging bis zu den Schnürschuhen. An der Taille wurden breite Falten angebracht. Die Sonntagskleidung bestand anstatt des Blaufärberstoffs der Alltagtracht aus dem Rock aus teurem Stoff und einer schwarzen Weste „Leibl“ aus Samt, die glänzende Knöpfe hatte. Darunter wurde die Bluse getragen. Aus der Renaissance Zeit blieben die breiten, Kleidungsstücke, - die viel Material benötigen, ohne Schnitt, mit Falten an den Körper angepasst wurden- erhalten, die im Bauernkultur weiter lebte.

Auch die „Viete”, die Schürze durfte nicht fehlen, die fast so lang, wie der Rock, und an der Taille gebunden war. An den Festtagen wurde vorne aus dem schwarz-weißen oder bunten Band vorne am Bauch eine Masche geformt.

Die Krone in der Tracht symbolisierte das Schultertuch „Umhängetiechl”. An Festtagen hatten die Frauen ein schwarzes Tuch mit langen Fransen, die Mitte der äußeren Seite, in der Spitze wurde mit bunten gestickten Blumen geziert. Dieses Tuch durfte braun, Weizenblumen blau, dunkelrot mit gedrucktem Muster oder gestrickt sein. Im Winter schützte das Berliner Tuch vor Kälte. Ab den 1920-er Jahren wurde im Winter kurze, schwarze Jacke bis zur Taille „Rkl” getragen. Die hinten geflochtenen und beinahe künstlerisch hochgesteckten Haare wurden nach der Eheschließung mit einem Kopftuch bedeckt. Die jungen weiblichen Hochzeitsgäste hatten in der Hochzeit bunte, an den Festtagen weiße und an den Alltagen bunte Kopftücher an. Das Festtagskopftuch musste zweimal gefaltet werden, damit es besser am Gesicht anliegt. Die Frauen besaßen viele Kopftücher aus Samt, Kaschmir, Seide, mit Blumen geziert mit oder ohne Fransen.

An den Füßen trugen sie „Spanglschui" oder Holzschuhe ,,Hütschn”, dazu wurde handgestrickte Strumpfhose aus Wolle getragen.

Die Farbe des Hochzeitskleides war auch schwarz, die Braut, der Bräutigam und auch die Gäste waren schwarz angezogen, erst in den 1920-er Jahren änderte sich die Farbe der Braut auf weiß, aber nur bei denen, deren Verwandten – vor allem in die USA - auswanderten. Sie schickten weiße Brautkleider mit Schleier, manchmal sogar mit Handschuhen an die Braut. In den 1930-er Jahren setzte sich das weiße Brautkleid bei allen durch.

 

 

Kindertracht
 

Die Säuglinge waren bis zu einem halben Jahr in ein Wickelkissen gewickelt. Bei Festen sahen die Kinder wie Engel aus, sie trugen gestrickte oder gehäkelte weiße Mütze und auch ihr „Rekl“ war weiß.

Das Wickelkissen, das meist ein größeres Kissen war, werde mit rosafarbenem oder blauem Masche umgebunden, je nach dem ob ein Junge oder ein Mädchen im Wickelkissen lag. Die Mädchen und Jungen zwischen 2-4 Jahren konnten aufgrund ihrer Kleidung voneinander kaum unterschieden werden, da sie – meist hellfarbige – Röcke trugen. An den Füßen hatten sie die sog. „Patschken“ an, die von der Mutter aus Fußlappen geformt wurden. Die Kleidung der Jungen und Mädchen änderte sich etwa im 5. Lebensjahr grundsätzlich, die Kinder wurden nach dem Muster der Eltern gekleidet.

Auch die Mädchen zogen Kordhose, Bluse, oder Pullover an, dazu „Hütschn“, Holzpatschkern mit Lederoberteil, die hohen Schuhe „Hachi Schui” waren verbreitet. Oben trugen sie blaue, gepunktete„Schuazviete”, die hinten mit Knöpfen versehen waren und die Kleider der Mädchen schützte. Bei der Kälte zogen sie ein Tuch, später Mantel an. Es konnte auch die Schürze, die „Viete“ nicht fehlen, die fast so lang, wie der Rock war und um die Taille gebunden wurde. An den Feiertagen wurde aus dem schwarz-weißen oder bunten Band vorne eine Masche geformt.


 

Mundart
 

Da im Dorf Ansiedler aus verschiedenen Gebieten lebten, wurden mehrere Mundarten gesprochen. Nach der Ansiedlung verschwand die Vielfarbigkeit der Mundarten oder nur zum Teil gesprochen wurde, widerspiegelt die folgende Aufzählung den Wortschatz der noch lebenden Mundartsprecher, deren Ahnen aus den südlichen Gebieten Österreichs stammten. Die Wörter wurden nach Wortklasse gruppiert, am Ende der Sammlung findet man Sätze und ihr Aufbau.

Iroda                                     ti Schreibstund, ti Kanz1ei ( der Schreibtisch, die Kanzlei)

Kíváncsiság                ti Neikieri  (der Neugier)

Kötény                        ti Viete, ti Schuaz, ti Schuazviete (die Schürze)

Férfi                           te Ma (der Mann)

Gyerek                        tez Kind (das Kind)

István bácsi                te Stefá Védá (der Stefan Vetter)

Faluról falura             Toáf zu Toáf (Dorf zu Dorf)

Szent                           heilich (heilig)

Okos                           kscheit  (gescheid)

Kíváncsi                     neikierich (neugierig)

Nagyon szegény         staák aám (stark arm)

Anya, fivér                  Muidá, Pruidá (ui-Mundart) (Mutter, Bruder)

Kedves Barátom!       Mei liebá Kumarad! (mein lieber Kamerad)

Egy                             áz (eins)

Öt                               finvi  (fünf)

Kinyitni, felnyitni        aufmachá (aufmachen)

Elcsípni, elkapni         nídeschtápn, schnapn (schnappen)

Lakni                          wahná  (wohnen)

Lakott                         eá had kwant (er hat gewohnt)

Írni kell                       schreim mieszn (schreiben müssen)

Az anya lánya             ti Muidá iárá Tachtá (die Tochter der Mutter)

Az apa fia                   te Fadá sei Szun (der Sohn des Vaters)

Pontosan tudni akarta.           Teá had sz pinktlich wissn wőn. (er hat es pünktlich

                                               wissen wollen)

Látott valamit?           Hamz waz kszeng? (Haben Sie was gesehen?)

Nem láttam, csak hallottam. Kszeng hab i ned, awe kheet hab i. (Gesehen habe ich

                                               nicht, aber gehört habe ich)

 
 

Essgewohnheiten
 

In den ungarndeutschen Ortschaften, wie in Deutschtewel / Nagytevel wurden drei große Mahlzeiten verzehrt. In aller Früh verschlungen die Männer, die auf die Felder oder Wiesen gingen, gesalztes Brot oder Brot mit Paprika bestreut, tranken Wein, Milch oder Milchkaffe. Das eigentliche Frühstück folgte nach dem die Arbeiten um das Haus (wie das Füttern und Tränken der Tiere) erledigt waren. Im Winter waren Bratkartoffeln mit Wurst, Specke, Zwiebeln und Milch unerlässlich beim Frühstück, im Sommer kamen geräuchertes Fleisch mit Zwiebeln, Paprika und Tomaten auf den Tisch. Dieses ausgiebige Frühstück wurde im Sommer für die Väter sogar auf die Felder von der Frau oder von den größeren Kindern hinausgetragen. Die Kinder tranken Milch, Milchkaffee oder Kakao, dazu aßen sie Semmeln oder Brot.

Das Mittagessen nahmen die Leute pünktlich um 12 Uhr zu sich, es wurde warmes Mittagessen: Suppe und Hauptgericht serviert. Wer auf die Felder arbeitete, erhielt das Mittagessen auf den Feldern, damit auch sie pünktlich zum Glockenläuten essen konnten. Diejenigen, die sehr weit vom Dorf arbeiteten, nahmen etwas Kaltes zum Essen mit. Die Speisen bestanden aus Milch, Eiern, Mehlspeise, geräuchertes Fleisch. Zum Kochen wurde Schmalz verwendet. Aus den Suppen durfte der gezupfte Nudelteig, die Milch oder die Saure Sahne nicht fehlen. Zu den Suppen wurden verschiedene Soßen zubereitet, wie aus Sauerkirschen oder aus Kirchen „Weichsl, Keaschn”. Die Kinder kochten öfters „Mülikre”- Milchbrei zum Frühstück.

Die Speisen aus Kukuruz, wie die Proßa oder Brei gehörten zu den oft gefertigten Speisen, im Winter und in der Fastenzeit waren das Dürrobst, vor allem Zwetschken unerlässlich.

Das Abendessen war wesentlich einfacher und bestand aus Quark, Bratkartoffeln, Speck, Schinken, Milch, Bohnensalat, im Winter Sülze, Wurst oder Blutwurst.

 
 

Wochenmenü
 

Die Hausfrauen kochten aufgrund dieses Wochenmenüs:
 

Montag: wurde immer der Rest von Sonntag gegessen, es wurde höchstens Kartoffelsuppe mit Nudeln gekocht

Dienstag: Grießnockerlsuppe, Nudelgericht (mit Grieß, Mohn oder Marmelade) Gemüse, Tomatenkraut

Mittwoch: Bohnensuppe, Palatschinken, Hefeteig, Strudel, Sterz, Kukuruzproßa

Donnerstag: Gemüsetag (Erbsen, Bohnen, Kraut, Kartoffeln) mit gekochten, geräucherten Rippen oder Schinken

Freitag: Nudeltag ähnlich wie am Mittwoch, Bohnensuppe mit saurer Sahne, Hefeteig

Samstag Sterztag (aus Kartoffeln, Mehl, Grieß) mit dicker Milch, Tomatensuppe, Zwetschkenknödeln

Sonntag: Hühnersuppe,dazu „Semmekre”. Bratfleisch mit Salzkartoffeln

 
 

Festmahlzeiten
 

Schweineschlachten
 

Nachdem das Schwein abgestochen war, begrüßte man den Tag mit Schnaps, tagsüber wurde Glühwein getrunken. Als das Schwein bereits auf den Hacken des Schlachtrahmens hing, wurden die Innereien entfernt, die Hausfrau bereitete die Leber zu (in Scheiben geschnitten, in Mehl paniert und in Öl gebraten). Die Leber wurde den Helfern warm mit frischem Brot und Essiggurken oder Kraut serviert. Inzwischen kochte sie die Sauersuppe (aus den Lungen), die am Ende mit Milch-Mehl und saurer Sahne eingerahmt wurde. Dazu wurde Bratfleisch mit Kuchen (Schmalzteig) vom vorigen Tag auf den Tisch gestellt. Das gemeinsame Mittagessen wurde nach den Arbeiten verzehrt. Zum Probieren wurde auch Blutwurst und Wurst gebraten. Die Blutwurst wurde oft nicht mit Reis sondern mit Kukurzbrei gefertigt. Auch die Wurstsuppe – ein bisschen abgeschmeckt und mit Brot serviert - war nichts Außergewöhnliches beim Schweineschlachten.

Beim Schweineschlachten wurde das meiste Fleisch zubereitet und mit Schmalz aufeinander gelegt aufbewahrt. Aus diesem Fleisch wurde dann immer sonntags das Mittagessen gekocht. Auf den Tisch kamen noch geröstete oder saure Kraut, Kuchen und eventuell Gugelhupf. Zu Abend wurde geräuchertes Fleisch, Quark, Käse, saurer Sahne gegessen. Die Kinder und die Frauen aßen gerne Brotwürfeln in Milch getunkt. Beim Schweineschlachten wurde kein Abendessen mehr serviert.


 

Hochzeit
 

Das Menü der Hochzeiten richtete sich im Winter zum Schweineschlachten. Die Gevatterin und die nahen Verwandten brachten die Hühner für die Suppe. In der Hühnersuppe waren bei der Hochzeit die Fadennudeln obligatorisch. Zum Suppenfleisch wurde „Semmekre” serviert, Bratfleisch aus Schwein wurde zubereitet und mit Tomatensoße und Kartoffeln serviert. Als Dessert wurde Kuchen, Gugelhupf, zweierlei Krapfen „rundi Krapfe, tieri Krapfe”, auf den Tisch gestellt. Die ganz armen Familien stellten nur gefüllte Hühner und Strudel auf den Tisch.

 
 

Das Rezept des runden Osterbrotes:
 

Salz, Mehl und Wasser wird zum Teig geknetet und in einen Korb gelegt. Wir lassen den Teig zweimal aufgehen. Oben mit Milch beschmieren und backen. Mit Kürbiskernen servieren.

 
 

1 von Herber Ferencné geb. Heizler Mária 1907.

2 gesammelt von Sárközi Sándorné geb. Steiner Krisztina 1909


Sehenswürdigkeiten

Römisch-katholische Kirche
 

Die größte Sehenswürdigkeit der Gemeinde ist ein am Ende des 18. Jh.s von dem Zisterzienserorden von Zirc geschaffener Komplex, der die römische-katholische Kirche mit dem Kalvarienberg, Heiligem Grab und dem Meierhof und der zweistöckigen Domänenscheune umfasst. Die Kirche wurde zwischen 1770 und 1775 in Barockstil gebaut, zu Ehren der Heiligen Dreifaltigkeit „ti heiliche Treifaitichkeit”, nach der alten schlesischen Mutterkirchenkultur.

Zur Kirche gehörten auch die Acker, die Obstgärten und die Weinberge.

 

Die Deutschteweler Kirche von Innen
















 

Römisch-katholisches Pfarrhaus und das Haus des Landsgutes
 

Direkt neben der Kirche steht das im 1790 gebaute römisch-katholische Pfarrhaus in Barockstil. Seinen Tor schmücken die Stauen von Hl. Florian und Hl. Sebastian.

Gegenüber der Kirche ist das Haus des Landsgutes zu sehen. Das war das administrative Zentrum der Zisterzienserabtei, dessen Erdgeschoss in 1720 und das Stockwerk nach 42 Jahren gebaut wurden. Heute ist es im Privateigentum.

Anstelle der ehemaligen Kirche zu Ehren von hl. Katharina steht ein zweistöckiger und in Barockstil gebauter Kornspeicher.

 



 

Informatik-und Touristenhaus
 

Als die Grundschule geschlossen wurde, bekam das Gebäude einen neuen Sinn als es im 2002 Unterkunft für das Informatik-und Touristenhaus sicherte. Auch hier wurden die Bibliothek und die Jugendbegegnungsstätte (Treffpunkt für Informatik und Sport für Jugendliche) untergebracht. Diese funktionieren im ganzen Jahr. Es gibt hier auch eine Touristenherberge (für 40 Personen), wenn man mit Gesellschaft, mit Freunden oder mit Klassen das Dorf besichtigen möchte.

 



 

Die Begegnungsstätte
 

Hier funktionieren bereits seit 1997 verschiedene Kulturgruppen, der Rentnerverein und die Tanzgruppen. Im Obergeschoss wurde ein Appartement mit zwei Zimmern für 4 Personen eingerichtet. In der Begegnungsstätte wurde auch das Heimatmuseum untergebracht, das Wunsch geöffnet wird.

 
 

Der Wasserspeicher See von Nagytevel / Deutschtewel
 

Den Fenyves-Strand betreibt die Selbstverwaltung seit 1997. Am Ufer des Sees kann man im Sommer baden, sich ausruhen oder zelten. Hier beginnt die Touristenroute, die bis Bakonybél führt.

 


Quellen

Zusammengestellt von: Gabriella Csuka und Ernő Waldmann (Deutschtewel / Nagytevel)

 

Literatur:

Békefi Remig (szerk.): Emlékkönyv, melyet Magyarország ezeréves fennállásának ünnepén közrebocsát a hazai cziszterczi Rend. Veszprém, 1896.

Bél Mátyás: Veszprém vármegye leírása. Veszprém, 1989. A Veszprém Megyei Levéltár kiadványai 6. Nagytevel leírása: 70.

Bánhidi-Csapó: Húsvét környéki népszokások Nagytevelen (Handschrift)

Csuka Gabriella: Nagytevel. Veszprém, 2003.

Csuka Gabriella: Der Tod, das Begräbnis und die Friedhofskultur der Deutschen in Deutschtewel/Nagytevel, mit besonderem Hinblick auf die deutschen Grabinschriften (Handschrift)

Lichtneckert András: Veszprém megye községeinek urbáriumai, úrbéri és telepítési szerződései. 1690–1836. Veszprém, 2009. A Veszprém Megyei Levéltár kiadványai 21. Nagytevelre vonatkozó források: 238–241, 255, 257–258.

Lichtneckert András: Veszprém vármegye községeinek feleletei az úrbéri kilenc kérdőpontra 1768–1782. Veszprém, 2007. A Veszprém Megyei Levéltár kiadványai 19. Nagytevelre vonatkozó források: 17–18, 236–238.

Márkusné Vörös Hajnalka: A Veszprém megyei németek történetének levéltári forrásai. In: A magyarországi németek történetének levéltári forrásai 1670–1950. Szerk: Apró Erzsébet–Tóth Ágnes. Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der Ludwig-Maximilians-Universität, Munchen – MTA Etnikai.nemzeti Kisebbségkutató Intézet, Budapest 2010. 930–1025.

Márkusné Vörös Hajnalka: Kálváriák a Veszprém megyei német falvakban. In: Háztörténetek. A dunántúli németek kulturális jellemzői. Szerkesztette: Márkusné Vörös Hajnalka – Mészáros Veronika. Veszprém, 2006. 231–244.

Ny. Nagy István: Pesty Frigyes kéziratos helynévtára. Történelmi Veszprém megye. Pápa, 2000. Nagytevelre vonatkozó adatok: 138.

Seemüller Julius: Beiträge zir Siedlungsgeschichte der Gemeinde Deitschdörfer Nagytevel in Bakonyer Wald. Budapest, 1941.

Schweighofer, julius Gottfried: Siedlunggeschichte und Mundert von Deutschtevel. Nagytevel in westlichen Buchenwald in Mittelungarn. / Nagytevel község településtörténete és nyelvjárása. Budapest: Tankönyvkiadó. 1990.

Takáts Endre: Veszprém vármegye 1696, 1715 és 1720. évi összeírása. A Veszprém Megyei Levéltár Kiadványai 17. Veszprém, 2002. 288 (1720).

Thury Etele: Anyakönyvi feljegyzések a XVI. és XVII. Századból (Tevel).In: Történelmi Tár 1906. 553,

Waldmann, Ernő: A németek Nagytevelen.

 

Unsere Kontaktpersonen waren : Sárközi Sándorné (geb. Steiner Krisztina) 1909

                                                Gazda Mihályné (geb. Meier Mária)            1922

                                                Klein Antalné (geb. Gazda Teréz)             1944

                                                Weibl Gyu1áné (geb. Herber Mária)          1929

                                                Babits Emil                                            1953

                 Herber József                                        1971
                                                (aufgrund der Geschichten von Herber Nándor) 

Weitere Bilder und Texte können Sie auf der Internetseite www.nagytevel.hu finden.

 

 

Archivarische Quellen:

Der Siedlungsvertrag mit den Leibeigenen von Deutschtewel / Nagytevel im Jahre 1718 und der Siedlungsvertrag mit den Häuslern im Jahre 1719 befinden sich im Archiv des Komitats Veszprém (VeML) unter den Urbarialakten (VeML IV. 1.g.aa.), der Urbarialvertrag aus dem Jahre 1769 (alle Verträge sind deutschsprachig) sind unter den Urbarialdokumenten (VeML IV. 1.g.bb.), unter der Nummer II. 119. zu finden.

 

Im Geschichtsarchiv des Zisterzienserordens von Zirc (Archivum Vetus) sind die Dokumente der Ansiedlung zu erforschen: die Liste der Angesiedelten, Urbarialverträge, Kaufverträge, Zeugenanhörungsprotokolle, Protokolle der Kirchenbesuche, die Zusammenschreibung über die Besitze, Tierbestand der Nagyteveler Leibeigenen, Inventuren des Pfarramtes, Schuldokumente (1718-1848)

 

Im alten Wirtschaftsarchiv des Zisterzienserordens von Zirc finden wir die Zusammenschreibungen über die Mitarbeiter des Landgutes (1818-1849), die Konventionstabellen, (1818-1849), die Zehntelabgaben (1807-1841), die Angaben über die Getreideernte (1805-1812), Richterangaben (1807-1844), die Abrechnungen und Inventare der Nagyteveler Wirtschaft (1812-1871), Kaufverträge der Nagyteveler Häuser, Verlassenschaftsinventare, Eheverträge (aus der ersten Hälfte des 19. Jh.s )

 

Unter den Urbarialdokumenten (VeML VII. 1.b.) befindet sich der Einigungsbrief über die urbariale Besitzerregelung von Nagytevel (1857-1864). Unter den Dokumenten der Gerichtsprozesse und den Beilagen befinden sich die Urbarialtabelle der Ortschaft 1770, das Grundbuch und die Grundstücktabelle aus 1859.

Wegen ihrer Größe gerieten die Landkarten über die Besitzregelung in die Landkartensammlung VeML XV. 11.: T-164, 165 und 106 die Karten über die Grenzgebiete von Nagytevel (Handschrift) (1860, 1868, 1870) T – 126 die Karte über die inneren Gebiete der Ortschaft (1858). T – 114 Karte über die Landsgüter von Nagytevel und Uzsal.

Die schriftlichen Dokumente der Katasteraufnahmen der Siedlung (1923, 1942) befinden sich in der Abteilung des Komitats Veszprém in der Staatlichen Behörde für Landesvermessung und Kartographie (VeML VI. 103.b.) und die dazugehörenden Landkarten sind in der Landkartensammlung zu finden.

Die Grundbücher von Nagytevel befinden sich im Archiv des Komitats Veszprém unter den Grundbüchern des Bezirksamtes von Pápa (VeML VII. 5. b). Die Führung der Grundbuchdokumente gehörte zum Zuständigkeitsbereich der Gerichtshöfe, die Aktenverwaltung wurde von den Grundbuchämtern durchgeführt. So entstand das Grundbuch, in dem die Besitzer und einige dazugehörenden Rechte (Kredit, Nutznießung) eingetragen wurden. Die Führung der Grundbücher von Nagytevel gehörte zum Zuständigkeitsbereich des Bezirksamtes von Pápa. Hier wurden die Grunddokumente eingeführt, in denen Verkaufsverträge, Erbschaftsbeschlüsse, Hypothekeneintragungen die Dokumente über die Vollziehung der Feldreform im Jahre 1920 zu finden sind, außerdem ausgezeichnete Orts-, Besitz- und Familienquellen.

 

Die Protokolle der Vertretungskörperschaft der Großgemeinde Nagytevel gerieten aus der Zeit 1885-1946 ins Archiv des Komitats Veszprém. (VeML V. 373.) Das Kurrentbuch der Gemeinde erhält wichtige zeitgeschichtliche Angaben, beinhaltet die an die Ortschaft adressierten und dort verkündeten Verordnungen des Komitats und des Stuhlrichters (1854-1865). Die vertraulichen Akten der Gemeinde aus den Jahren 1927-28, die allgemeinen registrierten Akten können anhand der zeitgenössischen Findbücher erschlossen werden. Die Gemeindebudgets, die Kassenhauptjournale und die Vermögensinventare  gehen auf die Zeitspanne von 1924 bis 1945 zurück, die Angelegenheiten des Steuerwesens sind aus den Jahren 1923-1942, die Katasterbögen der Gemeinde aus dem Jahre 1912 erhalten geblieben.

 

Ein Einblick wird in das Handelsleben zwischen den zwei Weltkriegen durch die Dokumente der Ameisen Genossenschaft aus der Zeit zwischen 1920-1931. (VeML XI. 102.) vermittelt.

 

Die Dokumente des Gemeinderates aus der Zeit 1950-1969 sind im Komitatsarchiv (VeML XXIII. 849.) zu erforschen.

 

Das Schriftgut der Vertreibung der Ungarndeutschen von Nagytevel (1946 – 1949) befindet sich in der Abteilung für Besitzerregelung des Komitatsarchivs (VeML. 201.b). (die Dokumente und aufgezeichneten Inventuren der vertriebenen ungarndeutschen Familien, Beschlüsse, Protokolle, die Namenslisten der Vertriebenen). In der Siedlungsabteilung können die Inventare der zurückgebliebenen Güter, Protokolle und Beschlüsse unter den Dokumenten der Nagyteveler Siedlungsinspektors (VeML XXIV.201.c, XXIV. 207.) erforscht werden.

 

Die Dokumente der Nagyteveler römisch-katholischen Elementarschule zwischen 1891-1947 (VeML VIII. 470) und der staatlichen Grundschule zwischen 1946-1969 (VeML XXVI. 318.) gelangen ins Komitatsarchiv.

 

Über die katholische Bevölkerung von Nagytevel führte der Pfarrer vor Ort die Matrikelbücher. Bis 1828 sind Matrikelbücher in einem Exemplar geführt, die im Erzbischöflichen Archiv zu finden sind. Nach 1828 erfolgte die Matrikelführung in Duplikation. Die Zweitschriften der konfessionellen Matrikelbücher (1828-1895) können im Komitatsarchiv Veszprém/Wesprim erforscht werden (VeML IV. 482.). Nach der Einführung der staatlichen Matrikelführung (1895) erfolgte diese ebenso in Duplikation. Die Zweitschriften der staatlichen Matrikelbücher (1895-1980) können im Komitatsarchiv (VeML XXXI.1.) erforscht werden.

 

Zusammengestellt von Hajnalka Márkus-Vörös, Archivarin, Archiv des Komitats Veszprém

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